Mein lieber Schleiermacher

 Vgl. Brief 2666.  [Schließen]ich habe vor einigen Wochen an Dich geschrieben und einer Antwort seit der Zeit mit Verlangen entgegen gesehn, aber bis jetzt ist mir noch nichts von Deiner Hand geworden. Solltest Du auch etwa den alten Freund über den gefeierten Schriftsteller und Gelehrten vergeßen? – Das kann ich doch so recht nicht glauben; immer noch halte ich dich für den Alten, welcher Farbe hält, wenn auch manches und mancher sich seit jener glücklichen Zeit geändert hat,  Schleiermacher und Duisburg studierten gemeinsam in Halle. [Schließen] da wir in Halle den Bund der Freundschaft schloßen . Ach wer hätte damals das Hundertste ahnden können, mögen! was wir gegenwärtig erlebt haben. Und es ist noch nicht am Ende! – Hier in Dantzig – Du glaubst es nicht – was für fürchterlich schlechte Zeiten hier sind. Einige Millionairs ausgenommen wird Alles hier arm, und mit einer Eile, wie wenn es nicht geschwinde genug gehen könnte. – Schlage mir doch Wege und Mittel vor wie ich hier herauskommen kann, mein und meiner Familie wohl hängt davon ab, und ich schmeichle mir, daß dir das nicht gleichgültig ist. Die Ursachen laßen sich hier nicht mittheilen. Könnte es etwas helfen, wenn ich an Sack mich wendete? – Eine Stelle mit 300 r. in einem abgelegenen Städtchen nehme ich mit Freude unter diesen Umständen an. Auch 250 r. sind mir genug. Aber nur fort muß ich. – Aus Bremen  Vgl. Brief 2666, 41 – 43. [Schließen](ich beziehe mich auf mein letztes Schreiben, welches Du doch erhalten haben wirst) habe ich keine Nachricht und ich erwarte auch nicht viel von dort. Antworte mir doch ja mit einigen Zeilen. Denke daß ich einem Schiffbruch Bedrohten ähnlich bin.

Noch habe ich einen Auftrag an Dich auszurichten. Ein gewißer Herr Krause, der gegenwärtig hier in der Troschelschen Buchhandlung servirt, aber auf dem Punkt steht sich selbst zu etabliren, auch bereits einige Verlagsartickel hat, wünscht mit Gelehrten von Rang und Ansehen in Verbindung zu komen und hat mich ersucht ihn bei Dir zu empfehlen. Er wünscht mit Verlagsartickeln von Dir versehen zu werden und bittet, wenn du etwas vorräthig hast, dich an ihn zu wenden, auch deinen gelehrten Freunden ihn in dieser Absicht zu empfehlen. –  Friedrich Carl Gottlieb Duisburg: „Geschichte der Belagerung Danzigs von der frühesten bis auf gegenwärtige Zeit“ (1808); ders: „Versuch einer historisch-topographischen Beschreibung der freien Stadt Dantzig“ (1809) [Schließen]Meine Geschichte der Belagerungen Dantzigs hat hier viel Glück gemacht und ich bin mit der Aufnahme deßelben sehr zufrieden. Jetzt ist meine Topographie von Dantzig unter der Preße. Eine anonyme Schrift von mir hat auch viel Beifall gefunden, ich darf mich aber aus guten Ursachen nicht als Vater derselben erkennen laßen, habe(?) Wünsche fort von hier.

Gesund – aber nicht frohen Muthes, bin ich samt den Meinigen . Lebe recht wohl und laß bald etwas von dir hören. Weißt du gar nichts von unserm Loos?

Dantzig d. 9 May 1808.

Dein treuer Freund Duisburg

Zitierhinweis

2711: Von Friedrich Carl Gottlieb Duisburg. Danzig, Montag, 9. 5. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006540 (Stand: 26.7.2022)

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