An Lotte Kathen. [Autorfußnote Bl. 35v]

B. d 4t. Decemb. 8

Wieviele liebe Menschen beste Lotte haben an mich gedacht an meinem Geburtstage und Alle mit so schönen Hofnungen wie noch nie. Möge der Himmel seinen Segen geben daß ich ihnen allen noch recht viel Freude mache. Ja wohl wäre es schön wenn an solchen Tagen zusammen sein könnte was sich recht nahe angehört! Aber im Geist sind wir es doch recht gewesen, und auf eine schöne Zeit der Vereinigung sehen wir voll Freude hin. Beinahe die Hälfte der Zwischenzeit ist schon verstrichen; aber freilich das meiste wichtige steht uns noch bevor in der zweiten. Es muß sich bald zeigen was die Räumung meinem äußern Schiksal für eine Wendung giebt; ich hoffe noch immer es soll mir recht erwünscht sein.  Auch Ihnen steht noch eine Entscheidung bevor, und  Gemeint ist der Zustand kurz nach einer Niederkunft; kurz vor Schleiermachers erster Rügenreise, am 23. 5. 1804, war Gottlieb von Kathen geboren worden. [Schließen]ich werde Sie fast in eben dem Zustande wiedersehn wie vor fünf Jahren. Gott wie wird mich dann das noch auf eine ganz eigne Art an mein erstes Sein auf Rügen erinnern. Wie wird die innigste Freude sich mit der tiefsten Wemuth mischen!   Vgl. Brief .  [Schließen] Liebe Freundin lassen Sie mich hoffen daß es nur ein vorübergehendes Uebelbefinden ist, worüber Sie jezt klagen. Ein solches trage ich recht leid an meinen Freunden | 35v wie an mir selbst. Gehn Sie uns wieder recht erfrischt hervor aus dem jezigen Zustande. Versäumen Sie aber nur ja nichts, um Niemanden ahnen zu lassen was Ihnen fehlt. Kommen Sie Ihrer Schwachheit recht kräftig zu Hülfe mit Stärkungen aller Art. Wenn ich bedenke wie schwer auf Rügen die ärztliche Hülfe zu haben ist, und wie lange man sich besinnt kann mir doch manchmal Angst werden und ich mich auch deswegen freuen, vorzüglich der   Kinder der Henriette von Willich [Schließen] Kinder wegen daß ich  Henriette von Willich [Schließen] Jette aus ihrem schönen Vaterlande wegführe. Beste Lotte sorgen Sie ja recht aufmerksam für Sich! bedenken Sie, daß Sie es für uns alle thun.

Unsere Herz hat sich grade an meinem Geburtstage mit ihren Kopfschmerzen gequält, das ist ja traurig. Im Ganzen aber scheint es doch daß sie die Ankunft des Winters auf Rügen besser erträgt als ich gehofft hatte. Nur daß  lies: sie meine gute Jette [tilge Textanmerkung]  [Schließen]  korr. v. Hg. aus: sieSie meine gute  Henriette von Willich [Schließen] Jette so sparsam sehn wird thut mir recht leid. Ihren Auftrag werde ich ausrichten und hoffe noch zu rechter Zeit damit zu kommen.  Was Sie mir von  Gottlieb von Kathen [Schließen] Gottlieb sagen freut mich sehr. Möchten Sie nur gesund genug bleiben um s  über den ursprünglichen Text geschriebenSich seiner recht kräftig anzunehmen. Führt  Christiane von Kathen [Schließen] Christiane auch noch die Aufsicht über sein Mittagsessen? Grüßen Sie alles herzlich von mir groß und klein. Schleiermacher spielt wohl auf eine Ankündigung Henriette von Willichs an, ein Haarkunstwerk in Auftrag zu geben, vgl. Brief . [Schließen] Wie freue ich mich mein Haar in Ihrer Hand zu wissen. Sie dachten ja meiner auch sonst wol aber es ist doch sehr schön. Möchte es Ihnen immer etwas freundliches erheiterndes sagen.

Zitierhinweis

2960: An Charlotte von Kathen. Berlin, Sonntag, 4. 12. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006789 (Stand: 26.7.2022)

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