Kbrg d 16t. Sept. 8.

An Nanny

Von der Verlängerung meines Aufenthaltes hat Dich gewiß Reimer gleich benachrichtiget liebste Nanny; indeß will ich Dich doch nicht so ganz ohne Nachricht lassen wie Du mich Du böses Mädchen!  Vgl. Brief 2819. [Schließen]Du hast auch die lezte Gelegenheit mit der Reimer mir schrieb ohne ein  lies: Wörtchen  [Schließen]Worth vorbeigehn lassen und die gestrige Post ebenfalls. Meinst Du etwa wenn Du mir nichts zu schikken hast brauchst Du auch nicht zu schreiben? und bedenkst nicht daß ich doch eigentlich immer in Angst sein muß wie es mit der Ruhr geworden ist, und ob Du sie nicht etwa auch bekommen hast.  Vgl. Brief *2798. [Schließen]In dem Briefe  über der Zeilevon der Herz, den ich mit dieser Gelegenheit bekommen steht auch eine Commission für Dich nemlich Du solltest das Geld für die gefärbten Sachen auslegen aber an jedem besonders bezeichnen was es kostet. Sie schreibt zwar wenn ich kein Geld hätte solltest Du das Geld in ihrem Namen von ihrer Mutter fordern aber ich denke es wird so wunderviel nicht sein und wenn Deine Casse leer ist mußt Du Dir ja doch Geld von Reimer geben lassen

Von meinem Leben hier kann ich kaum etwas anderes sagen als daß es fortfährt eine Art von Saus und Braus zu sein; mich wundert nur und freut daß ich das Diniren und Soupiren mit meiner Gesundheit so gut bestehe | 7v

 Vgl. Brief *2829. [Schließen] Der Herz habe ich Gestern eine große Relation davon gemacht und Dir verspare ich das auf die mündliche Erzählung. Was mir leid thut ist nur daß ich den  Friedrich Wilhelm III. [Schließen] König noch immer nicht gesehen habe und auch wol nun der Lerm mit dem russischen Besuch angeht nicht sehen werde. Der   Konstantin Pawlowitsch Romanow, Großfürst von Russland nahm am Erfurter Kongress (27.9.-14.10.1808) teil.  [Schließen] Großfürst Konstantin wurde schon diese Nacht erwartet, ob er wirklich angekommen ist weiß ich noch nicht.

Vorigen Sonnabend habe ich sehr niedlichen Gesang gehört bei einem Freunde von Brahe(?) Wedeke und höre wohl diesen Sonnabend wieder. Es thut mir recht leid liebes Kind daß ich Deine Singstunde nicht vor meiner Abreise eingerichtet habe, und ich wünschte wol Du hättest es selbst gethan. Im schlechten Wetter anfangen da Du doch zur  wohl die Sängerin Charlotte Caroline Wilhelmine Bachmann, Gründungsmitglied der Berliner Singakademie  [Schließen] Bachmann gehen mußt wird Dir hernach die Sache doppelt schwer machen.

Du hast doch hoffentlich nicht vergessen das Habit für klein Jettchen zu nähen. Du darfst mein Rükkunft nicht abwarten, sondern es wird wenn Du diesen Brief erhältst die höchste Zeit sein es abzuschikken. Füge nur wieder eine Ladung Bonbons dazu und adresse alles an die Herz damit Jettchen auch mit überrascht wird.   Vgl. Brief 2783, 71 – 74. [Schließen]Wie es mit dem botanischen Buche geworden ist, ob es gebunden und abgegangen ist, davon hat mir auch weder Reimer noch Du ein Wörtchen geschrieben | 8  Um welche Buchbestellung von Goethe bei Reimer es sich hier handelt, konnte nicht ermittelt werden. [Schließen] auch von den zurükgebliebenen Goethes erwähnt die Herz leider kein Wort gegen mich. Sage doch auch Reimer, er solle mir ein Schreibpapier Exemplar von dem zweiten Bande Predigten zum Buchbinder besorgen ich will dem Kronprinzen ein Geschenk damit machen daß ich es nur fertig finde und mit der nächsten Gelegenheit abschikken kann.   Heute habe ich die ganze Welt in Bewegung gesezt um Reimer noch eine Anweisung schikken zu können; schwerlich wird es mir gelingen. – Da komt sie eben ich muß aber eiligst schließen und habe gar keine Zeit mehr an Reimer zu schreiben sondern addressire ihm nur alles. | 8v

[An Reimer:]  mittig auf dem Blatt geschrieben [Schließen]Lieber Freund die Post erlaubt mir nicht mehr Dir noch ein Wort zu schreiben. Nim Dir nur die Anweisung und den Adris(?) Brief an Beneke heraus.

Zitierhinweis

2831: An Anne (Nanny) Schleiermacher und Georg Andreas Reimer. Königsberg, Freitag, 16. 9. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006660 (Stand: 26.7.2022)

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